A Guy Called Gerald: This Is For The Ladies | |
Hot Vision August 2000 Page: 11 |
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Ende der 80er war Manchester der Nabel der Musikwelt. Mit den Protagonisten Happy Mondays und Inspiral Carpets wurde Pop mit HipHop und House verbunden — bekannt als Manchester-Rave — und 808state lotete die Grenzen vollelektronischer Tanzmusik aus. Mitstreiter dieser Combo war Gerald Simpson - a guy called Gerald. Wer so lange im Geschäft ist, der hat Veränderungen wahrgenommen. „Früher war es einfacher, Musik in Kategorien zu stecken. Es gab Techno und es gab House. Heute ist man total überfordert, die Stilvielfalt in Worte zu fassen. In den Staaten sagt man jetzt 'Electronica' - auch wieder nur ein Versuch. Aber so unmöglich die Kategorisierung, so sehr gibt es gute Musik. Wer sich dieses Jahr außer meiner neuen CD noch eine kaufen will, der sollte bei 'Amon Tobin' zugreifen - eine unglaubliche Platte." Doch bleiben wir bei Gerald. Von seinen 808state-Mitstreitern trennte er sich nicht ganz im gegenseitigen Einvernehmen. Dafür veröffentlichte er 1995 sein Solo-Debüt 'Black Secret Technology-Reform' - und trieb damit die babylonische Kategorienverwirrung einen großen Schritt voran. Den Mix von Reggae, Break- und Downbeat mit zuckersüßem Gesang in eine Schublade zu stecken, musste scheitern. Nun, fünf Jahre später, erscheint der Nachfolger 'Essence'. Was ist in all der Zeit passiert? „Ich habe mir ein Studio eingerichtet, die Leute von Studio K7 getroffen und die neue Platte vorbereitet. Das braucht seine Zeit. Bevor ich irgendeinen Schrott veröffentliche, warte ich lieber, bis es mir wirklich gefällt. Und jetzt bin ich hier!" Mit 'Essence' hat Gerald eine Platte gemacht, die noch eine Cocktailkirsche souliger ist als der Vorgänger. Ist das letzte Wort in Sachen 'straight techno' schon gesprochen worden? „Nein, sicher nicht. Aber die neue Platte ist eine Vokal-Platte und da mag ich es lieber, wenn der Gesang auf diese Weise in Szene gesetzt wird." Außerdem wird es Remixe geben, und da bestehe die Möglichkeit, den Songs andere Seiten abzugewinnen. „Entscheidend war, dass es eine Platte werden sollte die man an vielerlei Orten hören kann, im Auto, im Garten, im Club. Eben auch, und nicht ausschließlich im Club." Das klingt nach Musik für Ladies. Gerald lacht: „Da habe ich nichts gegen einzuwenden. Ja, das ist Musik für die Ladies." Für den Gesang hat 'a guy called Gerald' u.a. Louise Rhodes von 'Lamb' und Lady Miss Kier von 'Deee- Lite' gewinnen können. Wie kam es zu der Zusammenarbeit? „Louise z.B. war auch gerade in London, da lag es nahe, sie zu fragen, ob sie Lust habe auf meiner neuen Platte zu singen. Sie sagte zu und besuchte mich im Studio. Als erstes bekam sie eine Sangskizze zu hören, nach der sie die Lyrics sang. Danach überlegte ich mir, wie ich ihre Stimme richtig ins Bild bringen könnte. Ganz einfach eigentlich." Nicht unbedingt einfach, wohl aber spannend wird die Antwort auf die Frage sein, wie er die Platte live präsentieren wird. „Oh, auf jeden Fall mit einer richtigen Band. Denn es gibt einfach zu viele DJs. Jeder der zwei Plattenspieler hat ist der Meinung, er sei jetzt DJ. Fürchterlich. Ich möchte meine Musik auf der Bühne beeinflussen können." Und wie sieht die nahe Zukunft aus? Muss nach der Veröffentlichung de neuen Platte wieder fünf Jahre auf ein Lebenszeichen gewartet werden? „Nein, sicher nicht. Bevo ich jetzt nach Europa gekommen bin, arbeitete ich gerade mit Herbie Hancock zusammen. So schnell werdet ihr mich jetzt nicht mehr los." [Author: Hot Vision] |